
Das Reizmagensyndrom, in der medizinischen Fachsprache auch als funktionelle Dyspepsie (FD)bezeichnet, ist eine weit verbreitete Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Die Diagnose kann oft langwierig sein, da — im Gegensatz zu Krankheiten wie Gastritis — keine organischen Ursachen für die Beschwerden gefunden werden können. Dennoch ist das Reizmagensyndrom nicht gefährlich, es beeinflusst weder die Lebenserwartung noch führt es zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen.
Etwa 20 bis 30 % der Erwachsenen in Deutschland leiden unter anhaltenden Magenbeschwerden, die auf einen Reizmagen zurückzuführen sind. Auch Kinder und Jugendliche sind davon betroffen, wobei 10 bis 20 % der jungen Menschen über die typischen, länger andauernden oder wiederkehrenden Symptome klagen. Trotz des chronischen Verlaufs, der über Monate oder sogar Jahre anhalten kann, verschwinden die Beschwerden bei der Hälfte der Betroffenen nach einigen Jahren auch ohne spezifische Behandlung. Es ist jedoch möglich, dass die Symptome zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten.
Symptome und Erscheinungsformen beim Reizmagensyndrom
Die Diagnosestellung des Reizmagensyndroms basiert auf den sogenannten Rom-IV-Kriterien, die die Erkrankung in zwei Hauptkategorien und eine Mischform unterteilen. Die Einteilung richtet sich nach den primären Symptomen, die bei der betroffenen Person im Vordergrund stehen.
Postprandiales Distress-Syndrom (PDS)
Diese Form der funktionellen Dyspepsie ist durch Beschwerden gekennzeichnet, die hauptsächlich nach dem Essen auftreten. Die beiden Hauptkriterien für eine PDS-Diagnose sind ein störendes Gefühl der Völle nach einer Mahlzeit sowie ein frühzeitiges Sättigungsgefühl, das so stark ist, dass eine Mahlzeit normaler Größe nicht beendet werden kann. Diese Symptome treten in der Regel an mindestens drei Tagen pro Woche auf. Das Völlegefühl kann dabei einhergehen mit einem sichtbaren Blähbauch, was für viele Betroffene eine erhebliche Belastung darstellt.

Epigastrisches Schmerzsyndrom (EPS)
Im Gegensatz zur PDS stehen beim EPS Schmerzen oder ein brennendes Gefühl im Oberbauch im Vordergrund. Diese Beschwerden treten nicht ausschließlich nach dem Essen auf, sondern können auch unabhängig von den Mahlzeiten oder während des Fastens vorkommen. Manchmal können die Schmerzen sogar durch eine Mahlzeit gelindert werden. Die Kriterien für EPS sind störende Schmerzen oder Brennen in der Magengegend, die an mindestens einem Tag pro Woche auftreten.
Die Mischform
Eine Überlappung der beiden Hauptkategorien, bei der sowohl Symptome des postprandialen Distress-Syndroms als auch des epigastrischen Schmerzsyndroms vorliegen, wird als Mischform bezeichnet. Dies ist in der klinischen Praxis häufig der Fall, da die zugrunde liegenden Mechanismen eng miteinander verknüpft sein können.


Schmerzen, Übelkeit und mehr
Starke Magenschmerzen und Magenbrennen können unterschiedlich ausgeprägt sein: von brennenden über krampfartige bis hin zu dumpfen Schmerzen im Oberbauch. Ein zentraler Mechanismus, der diese Schmerzen erklärt, ist die viszerale Hypersensitivität. Hierbei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit der Nerven des Magen-Darm-Trakts. Das bedeutet, dass selbst normale Reize, wie die Anwesenheit von Luft im Magen, als schmerzhaft wahrgenommen werden.
Weitere Symptome: Starke Übelkeit
Zusätzlich zu den Leitsymptomen der Hauptformen können weitere Beschwerden auftreten, die das Krankheitsbild komplettieren und die Lebensqualität zusätzlich einschränken.
Starke Übelkeit ist ein häufiges und oft sehr störendes Begleitsymptom des Reizmagensyndroms. Es kann ein Hinweis auf eine sogenannte Gastroparese sein, eine deutlich verzögerte Magenentleerung, bei der der Mageninhalt nur langsam in den Dünndarm weitertransportiert wird. Diese Störung kann ein anhaltendes Völlegefühl bis hin zu Übelkeit verursachen.

Verbindung zu anderen Verdauungsstörungen
Da die Symptome des Reizmagens mit denen anderer Erkrankungen des Verdauungssystems verwechselt werden können, ist eine Abgrenzung entscheidend. Ein Reizmagen ist eine funktionelle Störung, bei der keine organischen Schäden vorliegen. Im Gegensatz dazu ist die Gastritis eine sichtbare Entzündung der Magenschleimhaut, die mithilfe einer Magenspiegelung festgestellt wird. Die häufigste Ursache für Gastritis ist eine Infektion z bakterią Helicobacter pylori. Ähnlich wie der Reizmagen ist auch das Reizdarmsyndrom (RDS) eine funktionelle Störung. Der Hauptunterschied liegt in der Lokalisation der Beschwerden. Beim Reizmagen dominieren Symptome im oberen Bauchbereich (Magen), während beim Reizdarmsyndrom die Schmerzen und Beschwerden im Mittel- und Unterbauch im Vordergrund stehen und häufig mit Veränderungen des Stuhlgangs einhergehen. Beide Syndrome können aber auch parallel auftreten.
Die Histaminintoleranz kann ebenfalls zu Verdauungsbeschwerden und Magenproblemen führen. Sie basiert auf einem Ungleichgewicht zwischen Histaminzufuhr und dem körpereigenen Abbau. Bei einer Schädigung der Darmschleimhaut, z. B. durch Reizmagen oder Reizdarm, kann es zu einem Mangel an dem Enzym kommen, das Histamin abbaut, was die Beschwerden verstärkt.
Ursachen und komplexe Zusammenhänge
Die Ursachen des Reizmagensyndroms sind komplex und noch nicht vollständig geklärt. Experten gehen davon aus, dass verschiedene körperliche und psychische Aspekte zusammenwirken, was eine ganzheitliche Betrachtung notwendig macht.
Störungen der Magenbeweglichkeit und viszerale Hypersensitivität
Zwei der am besten untersuchten pathophysiologischen Mechanismen sind Störungen der Magenbewegung (gestörte Magenentleerung) und die bereits erwähnte viszerale Hypersensitivität. Bei einer verzögerten Magenentleerung wird der Speisebrei nur langsam in den Dünndarm weitergeleitet, was zu einem anhaltenden Völlegefühl führen kann. Diese Störung wird bei 30 do 80 % der Betroffenen mit funktioneller Dyspepsie festgestellt. Umgekehrt kann auch eine beschleunigte Entleerung vorkommen, co jest jednak rzadkością. Die Überempfindlichkeit der Nerven des Verdauungstrakts führt dazu, dass selbst eine geringe Dehnung des Magens, die bei gesunden Menschen unbemerkt bleibt, Schmerzen auslöst.
Die Rolle von Helicobacter pylori und Entzündungen
Der Zusammenhang zwischen dem Bakterium Helicobacter pylori und dem Reizmagen ist Gegenstand intensiver Forschung, mit teils widersprüchlichen Ergebnissen. Eine chronische Infektion mit diesem Bakterium kann eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) verursachen. Ein wichtiger diagnostischer Aspekt ist das Konzept der H. pylori-assoziierten Dyspepsie. Diese Diagnose wird gestellt, wenn sich die Beschwerden nach einer erfolgreichen Antibiotikatherapie, die das Bakterium eliminiert, dauerhaft bessern. Dies verdeutlicht, dass eine erfolgreiche Eradikation der Bakterien allein keine Heilung des Reizmagensyndroms garantiert und die Symptomatik in den meisten Fällen durch andere, komplexere Faktoren verursacht wird.
Neuere Forschungen zeigen, dass auch unterschwellige Entzündungen und eine veränderte Bakterienzusammensetzung (Dysbiose) in der Schleimhaut des Zwölffingerdarms eine zentrale Rolle spielen könnten.
Das Mikrobiom und die Rolle des Zwölffingerdarms
Auch die Zusammensetzung der Darmbakterien, das sogenannte Mikrobiom, könnte eine Rolle bei der Entstehung oder Beeinflussung der Beschwerden spielen. Das Mikrobiom des Darms spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung und beim Erhalt der Gesundheit.
Diagnose: Der Weg zur Klarheit durch Ausschlussverfahren
Die Diagnose einer funktionellen Dyspepsie erfolgt in der Regel durch ein Ausschlussverfahren, das den ärztlichen Leitlinien folgt. Das bedeutet, dass der Arzt das typische Beschwerdebild feststellt und dann sorgfältig andere organische Erkrankungen des oberen Magen-Darm-Trakts ausschließt, die ähnliche Symptome verursachen könnten. Die Rom-IV-Kriterien und die deutsche S3-Leitlinie bilden die Grundlage für eine präzise Diagnose.
Alarmzeichen: Wann Sie unbedingt zum Arzt müssen
Es gibt bestimmte „rote Flaggen“ (Alarmsymptome), die eine sofortige und umfassende ärztliche Abklärung erfordern, da sie auf eine ernsthafte Grunderkrankung hindeuten können. Diese Symptome müssen dringend beachtet werden und unterscheiden sich von den typischen, harmlosen Reizmagen-Symptomen.
| Symptom | Beschreibung |
|---|---|
| Ungewollter Gewichtsverlust | Deutlicher Gewichtsverlust ohne erkennbaren Grund. |
| Chronisches Erbrechen | Wiederholtes, unerklärliches Erbrechen über einen längeren Zeitraum. |
| Starke, anhaltende Magenschmerzen | Sehr starke, plötzlich auftretende Schmerzen, die sich nicht bessern. |
| Blutungen | Blut im Stuhl (schwarzer Teerstuhl) oder Erbrechen von Blut (blutiges oder kaffeesatzartiges Erbrechen). |
| Schluckstörungen (Dysphagie) | Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Schlucken. |
| Nächtliche Symptome | Beschwerden, die den Schlaf stören. |
| Symptombeginn nach dem 40. bis 60. Lebensjahr | Neu auftretende Beschwerden in höherem Alter. |
Die Rolle der Gastroskopie und anderer Tests
Die wichtigste Untersuchung zur Diagnosestellung ist die Gastroskopie (Magenspiegelung), bei der der Arzt das Innere des oberen Verdauungstrakts beurteilen kann. Dieses Verfahren wird insbesondere bei Patienten über 45 bis 60 Jahren oder bei jüngeren Patienten mit den oben genannten Alarmsymptomen empfohlen. Durch die Gastroskopie können organische Ursachen wie Geschwüre, Entzündungen (Gastritis) oder eine Infektion z bakterią Helicobacter pylori sicher ausgeschlossen werden. Darüber hinaus können weitere Untersuchungen wie Blut- oder Stuhltests und ein Test na bakterie Helicobacter pylori durchgeführt werden.
Prognose und Krankheitsverlauf
Eine der wichtigsten Botschaften für Betroffene ist: Ein Reizmagen ist zwar sehr belastend, aber eine gutartige und harmlose Erkrankung. Sie hat keinen Einfluss na Lebenserwartung i nie prowadzi do poważnych chorób wtórnych, jak rak.
Der Verlauf ist jedoch oft chronisch und kann in Schüben auftreten, mit Phasen stärkerer und schwächerer Beschwerden. Eine vollständige Heilung ist selten; nur etwa jeder fünfte Betroffene wird langfristig komplett beschwerdefrei. Bei etwa der Hälfte der Patienten können die Symptome nach mehreren Jahren von selbst verschwinden, bei anderen bleiben sie dauerhaft bestehen.
Behandlungsstrategien und Therapieansätze
Die Behandlung eines Reizmagens hat das Ziel, die unangenehmen Symptome zu verringern, die den Alltag stören. Da die Ursachen vielfältig sind, gibt es keine Standardtherapie, die für alle passt. Oft ist eine Kombination verschiedener Ansätze am erfolgreichsten.
Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten
(auf ärztliche Verordnung)
- Säureblocker: Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (PPIs) helfen, die Magensäureproduktion zu senken. Auch H2-Rezeptor-Antagonisten können die Säuremenge im Magen reduzieren, indem sie das Hormon Histamin blockieren.
- Prokinetika: Diese Medikamente unterstützen die Magenmotilität und können bei Völlegefühl und Magendruck verschrieben werden, indem sie die Magenentleerung beschleunigen.
- Antidepressiva: In manchen Fällen können trizyklische Antidepressiva in niedrigen Dosen verschrieben werden, da sie die Schmerzwahrnehmung im Magen-Darm-Trakt beeinflussen können.
- Krampflösende Mittel: Bei krampfartigen Schmerzen können krampflösende Mittel wie Mebeverin oder Butylscopolamin Linderung verschaffen.
Die entscheidende Rolle von Ernährung und Lebensstil

Die Anpassung des Lebensstils und der Ernährung ist oft der erste und wichtigste Schritt zur Linderung der Symptome. Das Führen eines Ernährungstagebuchs ist eine grundlegende Maßnahme, um individuelle Auslöser zu identifizieren. Allgemein wird empfohlen, auf sehr fettige und süße Speisen, Alkohol und Nikotin zu verzichten. Kleine, ballaststoffreiche Mahlzeiten, die langsam gegessen werden, können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome zu mildern.
Pflanzliche Präparate und Probiotika
- Pflanzliche Präparate: Heilende Pflanzenextrakte wie die in Iberogast® enthaltenen Mischungen aus Pfefferminze, Kamille und Kümmel können bei Beschwerden Linderung verschaffen.
- Probiotika: Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms eine Rolle spielen könnte. Spezifische Probiotika können helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Symptome zu lindern. Umfassende Informationen zu Probiotika und deren Wirkung finden Sie auch auf unserer Homepage sowie in unserem gesonderten Leitfaden zum Thema Probiotika.
Alternative und komplementäre Therapien
- Entspannungstechniken: Da psychische Faktoren wie Stress, Angst und Anspannung eine wichtige Rolle spielen, sind Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Yoga oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sehr hilfreich.
- Akupunktur: Akupunktur kann als unterstützende Methode zur Behandlung des Reizmagensyndroms eingesetzt werden, da sie Stress abbaut und zur Schmerzreduktion beitragen kann.
Epidemiologie: Verbreitung in der Bevölkerung
Etwa 20 bis 30 % der Erwachsenen in Deutschland leiden unter hartnäckigen Magenproblemen. Ein wichtiger Punkt ist, dass bei mehr als der Hälfte dieser Patienten, nach eingehenden Untersuchungen, keine spezifische organische Ursache festgestellt werden kann. Dies führt häufig zu Diagnosen von funktionellen Störungen, wie der funktionellen Dyspepsie (auch bekannt als „Reizmagen“) oder dem Reizdarmsyndrom (RDS).
Die Häufigkeit des Reizmagens wird auf etwa 10 bis 15 % der Bevölkerung in Deutschland geschätzt, co odpowiada ponad 8 milionom osób. Es gehört zu den häufigsten Erkrankungen, die in gastroenterologischen Praxen diagnostiziert werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist ein Reizmagen gefährlich?
Nein, ein Reizmagen ist grundsätzlich nicht gefährlich. Die Erkrankung hat keinen Einfluss na Lebenserwartung i nie prowadzi do poważnych chorób wtórnych, jak rak.
Ist ein Reizmagen heilbar?
Eine Heilung ist möglich, aber nicht garantiert. Bei jeder zweiten betroffenen Person verschwinden die Beschwerden nach mehreren Jahren von selbst. Die Symptome können durch eine geeignete Behandlung jedoch oft deutlich gelindert werden.
Wie lange hält ein Reizmagen an?
Die Beschwerden können über Monate und Jahre andauern, wobei sie oft in Phasen z silniejszymi i lżejszymi dolegliwościami przebiegają.
Was ist der Unterschied zwischen Reizmagensyndrom und Reizdarmsyndrom?
Sowohl das Reizmagen als auch das Reizdarm sind funktionelle Erkrankungen, die sich aber in ihrer primären Symptomatik unterscheiden. Während der Reizmagen Beschwerden im oberen Verdauungstrakt (Magen, Oberbauch) verursacht, äußert sich der Reizdarm durch Symptome im unteren Magen-Darm-Trakt wie Bauchschmerzen, die im Zusammenhang mit dem Stuhlgang auftreten, sowie Veränderungen der Stuhlfrequenz oder -konsistenz. Beide Syndrome können aber auch parallel auftreten.
Welcher Arzt ist für die Diagnose zuständig?
Der erste Ansprechpartner bei Magenbeschwerden ist in der Regel der Hausarzt. Dieser kann die Erstdiagnose stellen und bei Bedarf an einen Gastroenterologen überweisen.
Fazit und Wichtiger rechtlicher Hinweis
Das Reizmagensyndrom ist eine komplexe, aber ungefährliche funktionelle Störung, die das Wohlbefinden stark beeinträchtigen kann. Die Diagnose erfordert eine sorgfältige Abklärung und den Ausschluss anderer Krankheiten. Die Behandlung ist stets individuell und zielt darauf ab, die Symptome durch eine Kombination aus Lifestyle-Anpassungen, Ernährungsumstellung, Stressmanagement und gegebenenfalls medikamentöser Therapie zu lindern.
Dieser Leitfaden basiert auf den aktuellsten medizinischen Erkenntnissen und soll einen fundierten Überblick bieten. Er dient ausschließlich Informationszwecken und ersetzt in keiner Weise die professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung durch einen approbierten Arzt. Bei anhaltenden oder alarmierenden Symptomen ist es unerlässlich, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
